Ich habe eine Kamera aufgestellt, um meine Übungen am Deich zu filmen.
Unfallübung from Hans Brunkenhoffer on Vimeo.
Ich habe eine Kamera aufgestellt, um meine Übungen am Deich zu filmen.
Unfallübung from Hans Brunkenhoffer on Vimeo.
Es gibt einen Moment, den liebt jeder Alphamann: Den kontrollierten Orgasmus eines anderen Menschen. Das klingt zu sachlich? Ist es auch. Es bedarf dazu viel Wissen, Ausdauer, geschärfte Wahrnehmung, Empathie und die richtige Portion Sadismus. Dominanz gelingt nur mit dieser Mischung. Der Sportler und die Frau müssen es wollen, dass man sie fickt, schlussendlich sollen sie süchtig werden und um jedem weiteren Stoß in ihren Körper flehen. Gerade diese Sportler, die nie genug bekommen und dabei so tun, als wüssten sie nicht genau, was sie da tun …
Manchmal sass ich in einem Café und ein Augenkontakt kam zustande – ohne große Anmache oder dumme Sprüche meinerseits. Da genügte ein Grinsen und es funkte. Petra hatte mich darauf aufmerksam gemacht:
„Wenn du ein Lokal betrittst, richten sich alle Blicke auf dich!“
Noch heute ist es so: Mädchen und bestimmte Jungs, aber auch ältere Frauen rücken Tassen oder greifen in ihre Taschen, ohne etwas herauszuholen. Dabei war ich vom Gesicht her nie ein besonders gutaussehender Mann, es ist mein Ganzes, das, was manche Aura nennen. Vielleicht wollen sich diese Menschen jemandem auszuliefern, dem Hingebung Vergnügen verschafft. Das ist doch schon etwas und wenn es nur für ein paar Stunden ist. Die Orte, an denen hübsche Blondinen, Brünette, Rothaarige oder Graumelierte an mich geraten sind, habe ich vergessen, sie sind zusammengezogen in eine einzige Bewegung, ein Kreiseln und Fallen in Abenteuer und das Geräusch von klopfenden Betten und klatschendem Fleisch – wahllos auf Laken, Sofas, Decken, Tischen, Waschmaschinen, Küchenarbeitsflächen oder Autositzen, aber konzentriert darauf, jenes warme, zärtliche Innere so lange wie möglich flüssig zu machen. –
Ich muss gestehen, inzwischen ist auch mein Sex chemisch unterlegt: Kamagra. Es wirkt nicht nur physisch, sondern setzt eine erstaunliche innere Bereitschaft frei, zu warten, zu beobachten und zu genießen. Ich komme nicht mehr ohne Weiteres und so ist Ficken etwas, mit dem ich mich in Zustände hineinsteigere wie früher beim Radsport. High und doch fokussiert. Natürlich brauche ich es nicht aus organischen Gründen, ich bin wieder Sportskanone, nehme zudem Anabolika, meine Libido ist über dem Anschlag. Doch ich will mehr, noch größere Intensität, mehr Schweiß und glasige Augen. Eine Sucht vielleicht, ich wache nachts und morgens auf und möchte am liebsten sofort mein nächstes Date ausmachen. – Mir reicht für solche Abenteuer eine halbe oder eine Drittel-Tablette, ein bröseliges Bruchstück, das den entscheidenden Kick bringt und sei es nur als Placebo. Oberflächlich färbt die Beschichtung die Zunge kurz blau – ich putze mir meistens die Zähne, auch wegen des bitteren Nachgeschmacks, innerlich macht es mich high und ich spritze nur dann, wenn ich es will und manchmal gelingt selbst das nicht. Ich liebe den schwitzigen Marathon und will sehen, wie die Frauen unter mir ihre Reflexe nicht mehr im Griff haben, ich liebkose sie dann, damit sie sich nicht schämen und in noch längere und stärkere Spasmen geraten. Mit meiner Statur, dem dazugehörigen Schwanz und dieser Technik bin ich auch in Bordellen ein geachteter Mann, keine sagt nein. Einige meiner zahlreichen Liebhaberinnen fragen mich, obf ich denn nicht kommen will, aber ich sage einfach nur, der „Weg ist das Ziel!“ Ehrlich, ich sage das.
Jede Dienstreise eine Frau. Anders ging es irgendwann nicht, sonst wäre ich wahnsinnig geworden.
Die Zeiten, wo ich Ursula und ich jeden Ort unserer Wohnung austesteten, waren bald vorbei: Die Kinder zum einen, aber auch die fehlende Gegenseitigkeit, da gab es kein Revival, das wusste ich…
So geht es im Keller ab. Jeder folgt seinem Programm. Ich mache mich stets gründlich warm, um die Verletzungsgefahr zu vermeiden. Das Laufrad läuft sich inzwischen wie von selbst.
keller e from Hans Brunkenhoffer on Vimeo.
Ja, meine Ehe ist kaputt gegangen. Es hat lange gedauert, bis ich das einsehen wollte. Es war nicht nur dieser Austausch, den man Sex nennt und der ein Ende nahm. Hinzu kam, dass wir nebeneinander her lebten. Wenn ich ehrlich bin, diese Distanz habe ich dadurch verursacht, dass ich dauerhaft einen Teil meines Leben verschwieg. Ich habe das nicht erwartet. Es war einfach ein Schutz – auch für meine Familie. Aber das Unausgesprochene hat mich von meiner Ehefrau letztlich entfremdet.
Immer wieder mal kreise ich um den Unfall. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht selber wollte, dass das passiert. Es gab keine Bremsspuren. Jeder normale Mensch reagiert in so einer Situation doch, warum nicht ich? Ich kann mich an nichts erinnern und irgendwie habe ich dieses Ereignis abgehakt, weil ich nach vorne sehen will und muss. Anton hat mich auf diese Frage gebracht – nicht Ursula übrigens. Doch noch bin ich nicht in Form für Antworten.
Nach einem Jahr nähere ich mich meiner alten Statur aus Studentenjahren, als ich noch von einer Sportlerkarriere träumte.
Die Monate harter Arbeit haben sich tatsächlich gelohnt. Der Rücken ist nach meinem Rückschlag endgültig stabilisiert. Ich habe mich nicht klein kriegen lassen. Nun, da der Körper als Ganzes wieder mitmacht, beginne ich wieder mit gezieltem Training mehrerer Muskelgruppen pro Studiobesuch. Daher gehe ich nur noch 3 Mal die Woche, um mich bis zur Erschöpfung ranzunehmen: Ein Tag Brust und Trizeps, ein weiterer Rücken und Bizeps, ein weiterer Bauch und Schultern und Beine. Der Blick in den Spiegel macht mich glücklich. Ich habe eine klare sexuelle Orientierung, aber den Männerkörper mag ich. Mein derzeitiger Körper bedeutet Glück.
Er hilft mir, denn bei der Art von Geschäften, mit denen ich Geld verdient habe, muss man selbstbewusst sein, das Geforderte gut verkörpern und damit überzeugen. So ist mein Leben, meine Geschichte, ich bin das.
Ein gutes Jahr ist mein Unfall nun her. Meine körperliche Fitness gleicht einem Wunder, wenn ich bedenke, dass es mir unmöglich war, auch nur wenige Schritte zu laufen. Aber ich bin aufgestanden, ich kann gar nicht sagen, wie viele Schritte das Gipsbett hinter mir liegt. Weit, weit weg. Ich möchte da nieder wieder zurück. Ich danke, ich weiß nicht wem, aber ich bin dankbar, mit welcher Leichtigkeit ich laufen und auch joggen kann. Ich fühle mich vollkommen leicht und stark!
Also schließen wir den Kreis: Als Student fuhr ich täglich Rad, trainierte am Institut auf den Profi-Ergometern und im Gym. Nur mit zwei, drei Stunden Sport am Tag war ich glücklich, ein Endorphin-Junkie. Wenn ich vom Training heimkommend auf dem Fahrrad saß, mit Höchstgeschwindigkeit durch den inneren Grüngürtel von Köln fuhr und anschließend aggressiv durch den Verkehr lavierte, erlebte ich unaussprechliche Hochgefühle. Alles schien möglich. Tatsächlich schaffte ich es in den Kreis der Professionellen, war mit einigen späteren Olympianiken bekannt, davon sprach ich immer gern. Was danach kam, erzählte ich gerade einmal Ursula. –
Ich pushte meine Grenzen und nahm die üblichen Mittel, die Kraft und Ausdauer fühlbar verbesserten. Nach einem mehrstündigen Training in der Eifel begannen meine Gelenke zu brennen, am folgenden Tag konnte ich kaum laufen – vor allem wegen meiner Knie. Schlimme Sehnenentzündung. Ich trug Bandagen, pausierte mehrere Wochen, sprach mit meinem Professor, konsultierte die Ärzte und bekam Medikamente. Ich trainierte sehr, sehr vorsichtig weiter und die Beschwerden wurden chronisch. Die Tage, an denen ich morgens aufwachte, meine Arme und Beine streckte und zufrieden war, waren nun gezählt, missgestimmte Stunden in der Überzahl. Die Knie taten weh, die Bänder sprangen fühlbar und machten Geräusche wie kleine bunte Tiere aus dünnen, verformbaren Blech, das beim Eindrücken und Zurück-in-Form-Springen Laute gab, Tag um Tag. Mit viel Geduld wurde es besser und ich schöpfte erste Hoffnung. Leider begann ich zu früh mit einem ausgedehnten Trainingsprogramm, ignorierte Schmerzen – auch weil ich sie wegsalbte. So beschädigte ich meine Knie dauerhaft. Nach einer weiteren Pause, ungezählten morgendlichen Belastungstests mit anschließendem langatmigen Aufbautraining im Gym mochten meine Knie keine schnellen, harten Belastungen. Eine Bänder-OP änderte nichts daran. Ich versuchte hartnäckig, meinen Defekt mit Muskelaufbau auszugleichen – längst war ich mit den Beinen der Stärkste in meinem Studio, ich kannte jeden Bewegungsablauf wie kein anderer, Winkel, Belastungsdauer, ich war extrem langsam und sehr bewusst – es nützte nichts. Dabei nahm ich alle möglichen Pülverchen: Magnesium, Glutamin und vieles, was die Regenerierung und den Muskelaufbau beförderte, auch Unerlaubtes. –
Nach weiteren sechs Monaten versuchte ich nochmals HIT oder Cardiotraining auf dem Trainingsrad, 15 Minuten bis zum Anschlag. Zweimal kam ich zumindest phasenweise in mein altes Tempo, ohne gleich ein Ziehen zu spüren, doch am nächsten Tag fühlte ich die Konsequenzen. Einfaches Gehen schmerzte, morgens, mittags, abends und an allen weiteren Tagen: Ein bleibender Defekt im Kniebereich – ich hatte mich so zu nehmen, wie ich war und das Beste daraus machen.
Nun wollte ich mir einen Körper aus festem Fleisch schaffen. Bei den Experimenten, die meine Knieprobleme beheben sollten, überschritt ich diese entscheidende Grenze, die sich nicht nur mit T-Shirt Größen belegen ließ. Ich verlor die Angst vor schlimmen Ergänzungsmitteln, die vertrug ich glänzend. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich aus diesen Selbstversuchen, dass einen diese Mittel bei richtiger Kontrolle sehr weit bringen konnten.
Doch welche Folgen haben diese Mittel auf meinen Verstand: Habe ich meinem Unfall wirklich so cool zugeschaut und mich mit einer Reaktion zurückgehalten?