9. Juni 2008

Ich war sehr erfreut, dass Petra zu Besuch kam und auch mit Elva gesprochen hat. Während des Gesprächs sah sie Elva mit einer Freundlichkeit an, als hätte sie ihr jede Frage der Welt stellen können. Die beiden mochten sich und Petra verstand mich.

Elva berührte es, wie sie im Osten ihrer Karriere nicht mehr nachgehen konnte. Sie sah sofort die Parallele zu mir – wie mir durch verschiedene Umstände eine Erfüllung im Sport nicht möglich war. Wenigstens sagte sie das.

Sobald Petra aber weg war, fragte Elva mich, warum ich Petra nach der Geburt von Donatus nicht besser unterstützt habe. Ich antwortete ihr:

„Ich hatte selbst noch viel vor. Mit Vätern, die ihre Kinder erziehen, war es damals noch nicht so weit her.“

Elva rümpfte nur die Nase.

Überraschend war, dass sie Petra im Nachhinein total widersprüchlich fand: Auf Distanz halten und doch Zuneigung zeigen, das sei doch pervers. Könne sie denn auf diese Weise jeden mögen? Selbst ihn, der er sie verlassen habe, würden sie nicht verurteilen. Elva verstand das nicht, ihr erschien es irgendwie opportunistisch.

Noch weniger Verständnis hatte sie dafür, dass Petra von der Stasi-Überwachung wusste und den kleinen Thomas aus verdächtigen Autos steigen sah. Elva glaubte Petras Beteuerungen nicht, dass sie, wenn sie das vorher geahnt hätte, nie in den Osten gegangen wäre. Spätestens dann erschien Elva ihr Reden aufgesetzt. Ihr tat jener Thomas leid, wie er nachts über weiß-bläulich beleuchtet Straßen zum ersten Mal nach Berlin gekommen sei. –

Elva ätzte gegen Petra, weil diese mit Hinweis auf das Doping im Westen, wo ein Sportler Kreuzfeld-Jakob bekommen hätte, die Machenschaften in der DDR verteidigte. Elva sagte geradeheraus: „Kein Unrecht rechtfertigt sich durch ein anderes!“

Sie fragte Petra, ob Donatus mich nicht hassen müsste.

Da schaute Petra mich an und schüttelte den Kopf. Das wenigstens schien Elva ein wenig unangenehm zu sein. -

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