6. Juni 2008

Burka from Hans Brunkenhoffer on Vimeo.

Ich war im Museum mit Donatus. Auf dem Weg ins Museum hatten wir jemand in einer Burka gesehen. Donatus musste darüber lachen. Es war kein frohes Lachen.

Ich fragte, warum? Ist so ein Schleier so komisch?

Er sagte nichts.

Dann meinte er, manchmal fühle er sich wie ein eingeschleierter Mensch.

Endlich war er soweit, ich brauchte nur noch zu warten. Dann kamen wir zum Babylonischen Tor.

Auf einmal kam ein Mann und griff ihn tätlich an. Einfach so aus heiterem Himmel. Genau in dem Moment, in dem sich Donatus geöffnet hätte, ich spürte das.

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8. Juni 2008

Wer auch immer diese Einträge hinterlässt, wir werden uns schon noch begegnen. Elva sagt, sie habe Aufnahmen, die zumindest das Halbprofil zeigen. Auch ich habe Rechnungen offen, aber ich besitze genügend Mittel und Informationen, um aufzuräumen. Ich weiß mehr, als vermutet wird!

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9. Juni 2008

Ich war sehr erfreut, dass Petra zu Besuch kam und auch mit Elva gesprochen hat. Während des Gesprächs sah sie Elva mit einer Freundlichkeit an, als hätte sie ihr jede Frage der Welt stellen können. Die beiden mochten sich und Petra verstand mich.

Elva berührte es, wie sie im Osten ihrer Karriere nicht mehr nachgehen konnte. Sie sah sofort die Parallele zu mir – wie mir durch verschiedene Umstände eine Erfüllung im Sport nicht möglich war. Wenigstens sagte sie das.

Sobald Petra aber weg war, fragte Elva mich, warum ich Petra nach der Geburt von Donatus nicht besser unterstützt habe. Ich antwortete ihr:

„Ich hatte selbst noch viel vor. Mit Vätern, die ihre Kinder erziehen, war es damals noch nicht so weit her.“

Elva rümpfte nur die Nase.

Überraschend war, dass sie Petra im Nachhinein total widersprüchlich fand: Auf Distanz halten und doch Zuneigung zeigen, das sei doch pervers. Könne sie denn auf diese Weise jeden mögen? Selbst ihn, der er sie verlassen habe, würden sie nicht verurteilen. Elva verstand das nicht, ihr erschien es irgendwie opportunistisch.

Noch weniger Verständnis hatte sie dafür, dass Petra von der Stasi-Überwachung wusste und den kleinen Thomas aus verdächtigen Autos steigen sah. Elva glaubte Petras Beteuerungen nicht, dass sie, wenn sie das vorher geahnt hätte, nie in den Osten gegangen wäre. Spätestens dann erschien Elva ihr Reden aufgesetzt. Ihr tat jener Thomas leid, wie er nachts über weiß-bläulich beleuchtet Straßen zum ersten Mal nach Berlin gekommen sei. –

Elva ätzte gegen Petra, weil diese mit Hinweis auf das Doping im Westen, wo ein Sportler Kreuzfeld-Jakob bekommen hätte, die Machenschaften in der DDR verteidigte. Elva sagte geradeheraus: „Kein Unrecht rechtfertigt sich durch ein anderes!“

Sie fragte Petra, ob Donatus mich nicht hassen müsste.

Da schaute Petra mich an und schüttelte den Kopf. Das wenigstens schien Elva ein wenig unangenehm zu sein. -

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10. Juni 2008

Irgendwie verstand Elva nicht richtig, wie wichtig mir die Beziehung zu Petra und ihrem Mann Helmut war. Sie wollte es vielleicht nicht nachvollziehen, schon gar nicht die Willkürlichkeit solcher „Beziehungen“. Aber wie oft gliedert sich eine Biografie nach solchen Netzwerken? Lianengeflechte.

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11. Juni 2008

Auch dies hat mir mein Sohn erzählt:

Neben dem gescheitelten Mann wurde ihm heiß wegen so viel Blut im Kopf. Die Glieder wurden starr, als könnte ein dummer Insektenreflex helfen. Der Mann lächelte und schaukelte mit seiner Handgelenkstasche. Dessen Worte wollte Thomas sich nicht anhören müssen, denn sie enthielten verlogene Schrauben, die ihm den Kopf festsetzen. Er fühlte den Federkern vom Trabant, die Längsabnähungen, den Schaumstoff, das falsche Sitzgefühl wie auf dem Sofa seiner Oma in Krefeld – um ihn die dünnhäutige Plaste, durch die das System einbrechen konnte – als Auto oder Spitzel. Jedes Mal lud der Mann ihn ein. Oft ins Café. Bei schlechtem Filterkaffee fasste er ihm in den Nacken und erzeugte so jenes Bündel von Angst und Hoffnung, das ihn lange begleitete. Es waren harte Hände, die patschende Wiederholungen in seinem Nacken liebten und Sympathie vortäuschten. Thomas hoffte, dass ein Grinsen als Antwort reichte. Dass es so vorbei gehen würde. Er versuchte eine entspannte und offene Haltung. Also hielt er den Nacken nur leicht gesenkt. Die Augen des Mannes blitzten zufrieden. Du kennst mein Kaliber, guter Junge, schienen sie zu sagen. Laut sagte er: „Deine Mutter und du sollt es hier gut und sicher haben, du musst nur kooperieren. Wir kümmern uns. Das ist hier so …“

Thomas wurde es kalt bei den Worten, ein kühles Britzeln vor allem in den Schulterblättern. Gleichzeitig war ihm so, als würde eine feuchte Planke zwischen seinen Ohren stecken und das Gesagte ausblocken wollen. Er nickte. Der Mann fragte, was seine Mutter machte, Thomas nickte wieder und täuschte vor, sich gründlich zu erinnern. Da blickten ihn die grünlichen Augen kühl an, eine knöchrige Hand puffte ihm auf die Rippen. Also bat Thomas um Zeit: „Mama trainiert täglich, sie ist glücklich, sie liebt ihren Mann …“

Die Wut des Mannes musste irgendwo im rechten Lendenbereich sitzen, genau über dem Po, es zog da. –

Der Mann glaubte ihm nicht, aber er verstand seine Mutter und warum sie weniger lachte und gar nicht mehr sang: Seine Mutter war seit ihrer Ankunft von etwas geschockt, das sie nicht verstand. Sie vertraute es ihm nicht an. Doch so unmerkliche Dinge konnte er nicht erklären.

Schulvergangenheit from Hans Brunkenhoffer on Vimeo.

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13. Juni 2008

Eine normale Ankunft, vielleicht zehn Minuten verspätet, erzählte Donatus. Er holte sofort sein Gepäck und trat aus dem kleinen schrammeligen Flughafen. Der in Peking hatte ihm besser gefallen. Auf dem Weg zum Parkhaus war ihm so, als folge ihm ein schlanker Mann. Musikertyp. Er drehte sich nicht noch mal um, sondern täuschte ein Telefonat vor. So gelang ihm ein Foto von dem Typen. Er trug einen Trenchcoat und einer dieser bunten Mützen. Etwas viel für einen nieselnden Junitag. Beim Parkscheinautomaten war die Gestalt verschwunden. Das Gefühl von Paranoia blieb. Er dachte an den tödlichen Unfall von Helga. Er kannte diese Angst nur zu gut. Dabei war der Osten vorbei. Eilig startete er den Wagen und fuhr auf den Seegraben Richtung Grünau.

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15. Juni 2008

Donatus fuhr zügig. Der Golf folgte ihm betont offensiv. Ein Leihwagen. Donatus wollte sich absetzen und beschleunigte, dann bremste er abrupt. So kam der Golffahrer dichter heran. Größer werdend, sah er die Armaturen und den roten Lack im Licht blitzen – frisch aus der Waschstraße. Es war tatsachlich der Mann mit der großen Sonnenbrille und dem Cappi. Der Kerl tat unverschämt gelassen, während er soeben mal den Mindestabstand einhielt. Er machte sogar empörte Bewegungen, bei denen er mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug. Etwa so, wie es manche Westfrauen gegenüber Männern taten. Die Geste erzürnte Donatus, es war so gespielt und unpassend. Er behielt den Mann im Auge, als er sich der Ampel näherte, bei der es in die Alexander-Meißner Straße ging. Allerdings mit zu hohem Tempo. Es wurde rot. Er bremste, die Bremse, die kurz zuvor tadellos funktioniert hatte, versagte. Kein Gegendruck. Er griff in die Handbremse, schaltete runter – wie es sein Vater getan haben musste. Vergebens. Der Wagen wurde zum Geschoss, das sich und anderen ausgeliefert war. Es war unvernünftig, krass, der Wahnsinn. Der andere Mann blieb hinter ihm zurück und wechselte die Fahrbahn. Er selbst war nicht angeschnallt. -

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16. Juni 2008

Letztlich glaube ich, mein Sohn hat ganz andere Probleme. Er weiß gar nicht, wer er ist. Elva findet das auch. Vermutlich liegt es daran, dass in seinem Leben eine echte Vaterfigur fehlte und er selbst aus seiner kindlichen Umgebung herausgerissen wurde – würde der Psychologe sagen. Aber ist es nur das?

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