2. Mai 2005

Für Frauen habe ich immer ein Auge, egal wo. Supermarkt, Schützenfest oder Hotel, sie merken es mir einfach an, dafür kann ich nichts; ich muss nur schmunzeln; und wenn etwas passiert, dann passiert es, schließlich gibt es diese Hälfte der Welt überall und gehört in die Hände der anderen. Das gilt auch für meine Masseuse im Ort, die mich gern zum Lachen bringt und mir bei so manchen intimen Dingen hilft, wenn ich sie aufsuche. Schon ihretwegen muss ich bald wieder so fit wie früher werden.-

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3. Mai 2005

Der Boden meines eigenen Fitnessraum ist brilliant lindgrün. Schwere schwarze Matten liegen überall, wo ich mit Gewichten hantiere. Ich rate niemanden zu meinem Programm, das darf nur jemand machen, der ohne solch ein workout krank würde. Ich brauche das. Ehrlich, es macht mich glücklich.

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4. Mai 2005

Habe wieder an meiner Brust gearbeitet. Kurzhanteln in immer neuen Sätzen mit gestrecktem Arm über mir zusammengeführt. Das mache ich schon drei Wochen, mit einigem Erfolg: Muskeln sind fester und leistungsfähiger.

Heute zieht es allerdings dort, wo Schulter- und Brustmuskel aufeinanderstoßen. Vermutlich kleine Risse in den Sehnen und Muskeln, die nicht mehr daran gewöhnt sind, in so kurzen Abstand rangenommen zu werden. Ich muss wieder lernen mit mir umzugehen, den Arzt im Kopf anzuschalten, Bewegungen besser kontrollieren, nicht zu schnell zur Sache gehen.

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5. Mai 2005

Muskelkater, überstrapazierte Bänder – man merkt es nicht immer gleich und die Folgewirkungen sind oft kaum einzuschätzen. Heute aber merke ich, dass mein Bauch- und Rumpftraining gut war. Es ist das angenehme Spannen in den Quermuskeln, in den geraden Bauch- und in den Schrägmuskeln des Bauches. Selbst den Schmerz in der Scheide des geraden Bauchmuskels glaube ich isolieren zu können. So macht man sich wahr. Faser für Faser.

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6. Mai 2005

Mit Ursula kam Anton. -

Kurz nach der Geburt wurde mein Sohn von der Muttermilch unfassbar dick. Wenn man es positiv sah, war er wohlgenährt oder gar „buddhahaft.“ Tatsächlich war er halslos, sehr weich und immobil. Irgendwo ist jeder Körper überholungsbedürftig und hilfsbedürftig. Doch bei Anton war es unerträglich, gerade wenn man es später mit Markus verglich, der wahrlich ein Vorzeigejunge war. Bewegungen schienen Anton weh zu tun, seine weichen Knochen wirkten sofort überlastet, er konnte kaum krabbeln, geschweige denn seinen Kopf heben – physiologisch in dem Alter ein Must. Unerträglich war, wie er dabei herumsaß und zufrieden schien. Er lachte nur und entwickelte sich in eine Richtung: Umfang.

Dem Kind musste geholfen werden und ich war professionell genug, ihm diese Lektion fürs Leben zu erteilen: Disziplin – ohne Schmerz kein Erfolg und den richtigen Willen werde ich ihm schon beibringen.

Da ließ ich mir von Ursula nicht reinreden, die behauptete, es gäbe unterschiedliche Entwicklungsphasen, Sport wäre Mord – tatsächlich sagte sie das. Mein Sohn war kein Spätentwickler, sondern ein Problem, ein ernstes dazu. Jedes Buch, das ich las, bewies mir, wie weit Anton bereits mit seinem einen Jahr in seinem Bewegungsradius zurück war. Also wischte ich ihre Einwände beiseite und erstellte Übungsabläufe, ein kleines Rückentraining und auch Massageanleitungen, die ich zunächst mit ihm selbst durchführe. Ich sagte dafür sogar eine Dienstreise ab und ertrug es, wie anstrengend es ist, einem unmotivierten Kleinkind Freude am Überschreiten eigener Grenzen zu vermitteln.

Anton hasste mich dafür. Sobald ich mich ihm näherte, schrie und fuchtelte er unmutig mit den Armen. Doch er lernte bald, wie man mich glücklich machte. Meine Prinzipien und Kriterien für einen gesunden bewegungsfähigen Menschen musste ich ihm nicht erklären, sie verstanden sich durch meine Methode wie von selbst. Ich filmte alles, damit er später sah, wie gut ihm das tat. Nur zu langsam verlor er den überflüssigen Babyspeck und schaffte den Sprung ins freie Stehen. Bis er sicher ein paar Schritte laufen konnte, vergingen fast zwei Jahre. –

Wenn ich auf einer meiner vielen Business-Trips war, musste Ursula das Training mit ihm fortführen. Und damit ich sah, dass sie in meiner Abwesenheit am Ball blieb und Anton Fortschritte machte, schenkte ich ihr eine Kamera, mit der Bitte, täglich Fotos zu machen und diese Reihen ordentlich zu datieren. Schließlich konnte ich ja nicht zuhause bleiben. -

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10. Mai 2005

Ursula schüttelt mit dem Kopf, wenn ich mich am Geländer sichernd über die Treppen in den Keller und dort in den kleinen Fitnessraum gehe. Damit zeigt sie ihr lang verborgenes Unverständnis dafür, was mir wichtig ist, nun wischt sie nicht mehr diesen Blick mit einem witzigen Wimpernschlag beiseite.

„Wo sind meine Kladden“, frage ich sie wütend.

Als ich hochkam, lagen sie auf dem Tisch.

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